Prostatakarzinom tritt auch bei PSA Werten unter 4,0 ng/ml auf

Seit sich das PSA als Tumormarker bei Werten über 4 ng/ml mit einem bestehenden Prostatakarzinom (PCA) assoziieren lässt, sucht man die optimalen Normalwerte bei gesunden Männern. Eine im New England Jounal of Medicine publizierte Studie untersuchte die Prävalenz (Häufigkeit) von PCA Männern aus dem Prostate Cancer Prevention Trial (PCPT), deren PSA-Werte bei 4 ng/ml und darunter lagen. Diese Studie überprüfte, ob eine einmal tägliche Behandlung mit Finasterid die Prävalenz von PCA reduzieren kann. Insgesamt 18.800 Männer wurden 7 Jahre lang einmal jährlich urologisch untersucht und die PSA-Werte ermittelt. Gesamt 2950 Männer hatten zu keinem Zeitpunkt der 7 Jahre einen PSA Wert über 4 ng/ml bzw. lag kein pathologischer Befund bei der rektalen digitalen Untersuchung vor. Am Ende der Studie erhielten alle Männer eine PSA Bestimmung und eine Prostatabiopsie.
Von den 2950 Männern im Alter zwischen 62 und 91 Jahren wurde bei 449 ein PCA diagnostiziert. 67 der 449 Karzinome (14,9%) wiesen einen Gleason Score von 7 oder höher auf. D.h. die bösartige Potenz ist bei diesen Tumoren höher!

Die Prävalenz eines PCA betrug 6,6% bei Männern mit einem PSA Wert unter 0,5ng/ml, 10,1% bei Männern mit PSA zwischen 0,6-1,0ng/ml, 17% bei Werten zwischen 2,1-3,0ng/ml und 26,9% bei Männern mit Werten zwischen 3,1-4,0ng/ml. Die Prävalenz von hochgradigen PCA (Gleason 7 oder höher!) stieg von 12,5% der Fälle mit PSA Werten bis 0,5ng/ml auf 25% bei PSA Spiegeln zwischen 3,1-4,0ng/ml.
Diese Ergebnisse zeigen, dass ein biopsiegesichertes Prostatakarzinom bei PSA Werten unter 4ng/ml nicht selten ist, obwohl diese Werte im Allgemeinen als Normalwerte angesehen werden.
Deshalb sind für die Bewertung der PSA Grenzschwelle und der folgerichtigen weiterführenden Diagnostik in Zukunft die PSA Werte und die individuelle patientenorientierte Betrachtung durch den Urologen unabdingbar um einerseits alle klinisch relevanten PCA zu finden und andererseits die Zahl der Prostatabiopsien nicht ins Uferlose treiben zu lassen. Weiters sprechen neueste Daten für weit niedrigere Grenzwerte je nach Alter als die 1993 von Österling eingeführten alterskorrigierten PSA Werte, welche bei den meisten Laborbefunden als noch gültige Norm!!! ausgegeben werden. Der sog. Velocity d.h. die Anstiegsgeschwindigkeit der PSA Werte über einen bestimmten Zeitraum wird in Zukunft noch mehr Bedeutung zukommen, um potentielle Prostatakarzinome im organberenzten Stadium zu finden und behandeln zu können. Die Sinnhaftigkeit der ersten Bestimmung des PSA sollte jedoch mit dem betroffenen Patienten vor der Blutabnahme diskutiert werden.